Die ersten Sätze von Thomas Manns Erzählungen springen oft in medias res. Manchmal setzen sie ein Wissen voraus, das die Leser:innen anfangs gar nicht haben können. Zum Beispiel am Anfang von Tobias Mindernickel: »Eine der Straßen, die von der Quaigasse aus ziemlich steil zur mittleren Stadt emporführen, heißt der Graue Weg.« Welche Stadt?
Oder in Schwere Stunde: »Er [wer?] stand vom Schreibtisch auf, von seiner kleinen, gebrechlichen Schreibkommode, stand auf wie ein Verzweifelter und ging mit hängendem Kopfe in den entgegengesetzten Winkel des Zimmers zum Ofen, der lang und schlank war wie eine Säule.«
Unauffälliger ist das bei »München leuchtete« (wann? warum?) am Anfang von Gladius Dei.
Einer der gelungensten ersten Sätze ist der aus Thomas Manns Tristan: »Hier ist ›Einfried‹, das Sanatorium!« Wo ist denn dieses Hier? Dort? Oder hier im Kopf der Leser:innen?
Über den ersten Satz aus Wie Jappe und Do Escobar sich prügelten freue ich mich in Travemünde: »Ich war sehr erschüttert, als Johnny Bishop mir sagte, daß Jappe und Do Escobar sich hauen wollten und daß wir hingehen wollten, um zuzusehen.« (Ich liebe dieses »hauen«!)
Der Satz zieht mich rein in die Geschichte, weil sich viele Fragen stellen, auch wenn es mir nicht gleich bewusst wird: Warum war der Erzähler erschüttert? Weil zwei sich hauen? Sich hauen wollen? Weil andere zuschauen sollen? Bzw. angeblich wollen? Weil Johnny Bishop es ist, der sagt, wir wollen zuschauen? Wer ist wir? Wer ist der Erzähler? Woher kommen überhaupt diese komischen Namen? Und was haben sie zu bedeuten? Warum lässt der Autor den Erzähler »hauen« sagen, und nicht »prügeln«? Wann spielt das? Und wo?
»Es war«, so der zweite Satz, »in Travemünde, an einem brutheißen Tag mit mattem Landwind und flacher, weit zurückgetretener See.« Und der Titel hat zumindest so viel schon verraten: Im weiteren Verlauf gibt’s eine Prügelei.