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Energie

Die Beschleunigung im Kopfsatz von Beethovens Vierter

Eines der auffälligen Details im ersten Satz von Beethovens Symphonie Nr. 4 ist der Übergang von der langsamen Einleitung in den direkt anschließenden schnellen Teil. Dabei staucht Beethoven das Tempo, sodass wie von selbst eine auskomponierte Beschleunigung entsteht, die eine unglaubliche Energie freisetzt.

Vorgänger

Wie schon seine erste und zweite beginnt Beethovens vierte Symphonie mit einer langsamen Einleitung. Sie fällt also nicht mit der Tür ins Haus wie seine dritte oder die fünfte. Die sechste ist hernach sowieso ein Sonderfall. Eine langsame Einleitung gibt’s dann wieder in der siebten.

Vom langsamen in den schnellen Teil gelangt Beethoven in den Kopfsätzen seiner ersten und zweiten Symphonie jeweils recht unspektakulär mit einem schnellen Auftakt. Im ersten Video (Symphonie Nr. 1) ab Minute 2:30, im zweiten (Symphonie Nr. 2) ab Minute 3:40:

Paavo Järvi dirigiert den ersten Satz aus Beethovens Erster. Es spielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen.
Paavo Järvi dirigiert den ersten Satz aus Beethovens Zweiter. Es spielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen.

Das Tempo stauchen in der Symphonie Nr. 4

Zwar komponiert Beethoven auch in der Ersten und der Zweiten Übergänge, im zweiten Video zum Beispiel startet schon bei Minute 3:20 ein neuer Teilabschnitt – die Spannung steigt…

Im ersten Satz seiner Vierten aber macht Beethoven etwas Anderes:

Innerhalb von ein paar Takten vervierfacht er das Tempo, mehr als das sogar. Im Notenbeispiel oben siehst Du über der ersten und der zweiten Zeile jeweils eine Metronomangabe: Zuerst soll eine Viertel 66 Schläge pro Minute schnell sein, und dann eine ganze Note (also vier Viertel!) nicht nur 66, sondern sogar 80 Schläge pro Minute.

Beethoven schreibt hier nicht accelerando, was der geläufige Ausdruck dafür wäre, an dieser Stelle allmählich schneller zu werden. Stattdessen ändert er erstens das durch die Metronomangabe vorgegebene Tempo, sodass in das, was vorher eine Einheit war, plötzlich mehr als vier Einheiten passen.

Und zweitens unterstreicht er diesen Tempowechsel noch durch so eine Art sich vervielfachende, akustische Peitschenhiebe. Die kannst Du oben im Notenbeispiel (nur ein Ausschnitt!) an den gebundenen Noten mit abschließender Einzelnote erkennen.

Diese Peitschenfiguren wiederholt Beethoven alle paar Takte immer häufiger, er staucht quasi die auskomponierte Zeit, sodass die Beschleunigung, wenn Du Dir die Stelle anhörst, im Grunde ganz organisch klingt – der Ausschnitt, den ich mit dem Notenbeispiel oben gegeben habe, wird im Video unten ab Minute 2:00 gespielt:

David Zinman dirigiert das Tonhalle-Orchester Zürich im Kopfsatz von Beethovens Vierter.

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